Der große, fleischige, zweijährige Wurzelstock der Angelika archangelika ist hellbraun, innen milchig. Er treibt einen meterhohen, bisweilen einen über mannshohen Stängel mit doppelt gefiederten, langstieligen auf Scheiden sitzenden, eirunden und gesägten Blättern. Die grünlich weißen Dolden sind groß und gewölbt. Die Frucht ist plattgedrückt und geflügelt. Sie ist eine Alpen- und Gebirgspflanze des nördlichen Europas. Bei uns gedeiht sie auch in Gärten, wenn sie angepflanzt wird. Der Geruch der Wurzel ist gewürzhaft, sie schmeckt anfangs süßlich, dann scharf und bitter.

Zur Arznei verarbeitet werden die zweijährigen Wurzeln. Diese fanden schon vor Jahrhunderten Anwendung als Theriak. Dieses Lebenselixier bestand zum Hauptteil aus Engelwurz. Das Magen- und Stärkungsmittel „Schwedentrunk“ ist heute ein Nachfolgemodell und gemeinsam mit den Wurzeln von Baldrian und Enzian und den reifen Früchten von Koriander, Fenchel und Kardamom wird ein Likör für medizinische Zwecke angefertigt und verwendet bei Blähungen und schlechter Verdauung.

In alten Kräuterbüchern steht:

Der Angelika vornehmste Tugend ist, Gift auszutreiben und den Leib zu erwärmen. Der Absud oder die gepulverte Wurzel mit weißem Wein genommen, nimmt das Bauchgrimmen, welches von Erkältung kommt, dient wider den langwierigen Husten, die Harnverhaltung, treibt die Wehen, verteilt allen innerlichen Schleim, Blähungen und geronnen Blut. Der Saft oder Wasser von Angelika in hohle Zähne gebracht, stillt die Schmerzen, in die Ohren getropft, das Ohrenweh. Angelika mit Harz gibt ein heilsames Pflaster auf giftige Wunden und Fisteln. Pulver auf solche Wunden lassen neues Fleisch wachsen.

Der moderne Gebrauch

Damit ist alles gesagt, welch großes Einsatzgebiet die Engelwurz heute noch abdeckt. Diese großartige Heilpflanze ermöglicht uns große Leistungen in der Naturheilkunde zu vollbringen. Es ist ein Nervinum ersten Ranges, ein Psychotherapeutikum bei Neurasthenie, Erschöpfung durch Stress, Kopfschmerzen von der Leber, Migräne vom Darm, Neualgien, nervöses Luftschlucken, vegetative Dystonie wegen der Regulierung der Vasomotoren, nervöses Asthma. Aus Erfahrung das wichtigste Mittel zur Ausleitung bei chronischer Vergiftung, besonders bei Schwermetallbelastungen.

Charakterzüge der Engelwurz

Die mannshohe Pflanze erscheint dem Betrachter wie ein schüchternen Riesen, der rot anläuft. Die Engelwurz hat trotz ihrer auffälligen Größe eine gewisse Scheu, sich zu zeigen. Sie ist sozusagen ein schüchtener Riese, der gerne allen Seiten gerecht wird, was daran zu erkennen ist, dass sie nur relativ unscheinbare, grünliche Blüten bildet, die in kugelförmigen Dolden mit Döldchen angeordnet sind. Dabei verfügt sie über intellektuelle Fähigkeiten und Unterscheidungs-vermögen, denn sie bildet gefiederte Blätter, die schön gestaltet sind. Sie ist eine Persönlichkeit, die über ein gutes Konzentrations-vermögen verfügt, was auch daran deutlich wird, dass sie nur wenige, aber recht dicke Stängel und Zweige hat. Im krassen Gegensatz zu den lieben, schüchternen und beschützenden Eigenschaften, die dieser Pflanze innewohnen, bildet die Engelwurz reizende Wirkstoffe, die etwas

eigenartig nach Badewasser und Kräuterbitter duften und in den Blütenstängeln kurz vor erscheinen der Blüte derart angereichert sind, dass sie verätzungsähnliche Erscheinungen und Allergien hervorrufen können. Dies weist darauf hin, dass die große, verbreitete, durchsetzungsstarke Engelwurz, die ihre Gefühle nicht deutlich genug auslebt, im Inneren so manches ätzend findet, worauf sie entsprechend gereizt reagiert. Dabei laufen ihre zunächst grünen, gerillten Stängel rot an, wenn die Pflanze zu blühen beginnt.

Engelwurz die Pestwurz

Erzengel Raphael hat einer Legende zufolge, die Engelwurz den Menschen gegen die Pest gegeben. In alten Kräuterbüchern wird sie als pestabwehrend und als Schutz vor ansteckenden Krankheiten beschrieben. Angstwurz? Wenn wir von Angstgefühlen reden, werden wir stets Ähnlichkeiten mit dem Saturnschema feststellen. Eine Äußerungsform ist die Verkrampfung, sowohl in körperlicher als auch in geistiger Hinsicht. Das hat zur Folge, dass der Betreffende sich nur unzureichend reinigt und zu viel „böse Stoffe“ bei sich behält. Und gerade diese schlechten Dinge (seelische Vergiftung, Psychogifte) machen den Menschen ängstlich und empfänglich für falsche Beeinflussung von außen. Innere Reinheit schützt gegen schädliche Einflüsse von außen. Ein angstloser Mensch kann von Bakterien und Viren nicht so leicht angegriffen werden.

Engelwurz ist angebracht bei Personen, die sich schwer tun mit der Gestaltung ihres „Ich`s“, wodurch sie dann auch gegen eine gewisse Angst des Versagens ankämpfen müssen. Der Betreffende befürchtet, für gewissen Dinge „nicht gut genug zu sein“. Engelwurz verleiht ihm dann Selbstvertrauen, Glauben und Hoffnung und dadurch wieder ein Gefühl der Sicherheit. Mittels seiner Reinigungskraft bewirkt das Kraut Selbstaufwertung und Förderung der positiven Selbsteinschätzung (nicht zu verwechseln mit Egoismus). Bei Mutlosigkeit verwendet man das getrocknete Kraut, zusammen mit Johanniskraut gemischt, als Tee und trinke 3-4 mal täglich eine Tasse.